BT 23.10.2006
Elchesheim-Illingen
(gh) - Die „Alte Kirche“ in Elchesheim bot eine ausgezeichnete
Klangkulisse für das Konzert des Durmersheimer Hardtchors: Die zehn
Vokalisten nutzten die gute Akustik für einen stimmgewaltigen Abend und
trafen die richtigen Töne – auch ohne jede Instrumentalbegleitung.
Voller Spannung erwartete das Publikum in der vollbesetzten Kirche
den ersten Musikbeitrag der Vokalisten: Ein Programmheft hatte der
„etwas andere Männerchor“ nämlich nicht vorgesehen. Die Ankündigung der
einzelnen Musiktitel übernahmen die Sänger selbst mit witzigen
Szenenspielen. Den Einstieg machte ein Song der neuen deutschen Welle,
dessen Text programmatisch für die Musik des Vokalensembles wirkte:
„Dreiklang – Dimensionen: So taktvoll“ hieß es da an einer Stelle und
den richtigen Takt hielten die Sänger tatsächlich den ganzen Abend
hindurch. Dafür sorgten die Anweisungen des Dirigenten Stefan Fischer,
der die einzelnen Musik-Arrangements ausgearbeitet hatte und dazu
bemerkte: „Natürlich gibt es Lieder, die sich besser als andere für
eine A-capella-Version eignen. Trotzdem wollen wir heute Abend zeigen,
dass dies auch mit Stücken funktioniert, bei denen man diese
Möglichkeit überhaupt nicht erwartet hätte.“ So erhielten die Balladen
„I feel good“ von James Brown und „Love is all around“ von „Wet Wet
Wet“ durch Fischers Umsetzung einen ganz neuen klanglichen Gehalt, der
durchaus überzeugen konnte.
Die ruhigen Liebeslieder bildeten jedoch nur einen Mosaikstein im
Programm. Dieses setzte vor allem auf heitere Musikeinlagen wie den
„Andachtsjodler“, der die Zuhörer „nicht erst nach dem fünften
Jagertee, sondern schon nach dem ersten Ton“ in „Alpenglühen“ versetzen
sollte. Zu dem Song „Back in the U.S.S.R.“ von John Lennon und Paul
McCartney zückten die Sänger ihre Sonnenbrillen und rockten mit den
Luftgitarren, in „Freie Liebe“ spielte die Choreographie ebenfalls eine
besondere Rolle. Dafür hatte der Theaterpädagoge Jochen Wietershofer
die nötigen Impulse gegeben, während hinter der Bühne Norbert Moritz
für die optimale Tontechnik und Klangmischung sorgte.
Auch an eigenem kreativen Potenzial ließ es die Gruppe nicht fehlen:
Hardtchor-Mitglied Joachim Becker griff für die ironische Deutung eines
Eichendorff-Klassikers selbst zum Stift und gab den romantischen
Liedzeilen einen modernen Anstrich: „In einem kühlen Grunde in einer
Tiefgarag´ / Mein Auto ist verschwunden / Das da gestanden hat…“ Einen
besonderen Effekt bot an dieser Stelle der abwechselnde Vortrag des
bekannten und des neuen Texts, für den sich die Sänger in zwei Gruppen
formierten.
Das weitere Programm umfasste Musik vom 16. Jahrhundert bis in die
Gegenwart: Es reichte von Stücken wie John Bennets Madrigal „Weep, o
mine eyes“ und Ernst Tochs experimentellem Sprechgesang „Fuge aus der
Geographie“ bis hin zu „Mein Hund ist schwul“ von den „Prinzen“ und
„Ain´t no sunshine“ von Bill Withers.
Die Idee für ein Konzert des Hardtchors in der „Alten Kirche“ hatte der
Elchesheimer Gemeinderat Christian Joram, wie Bürgermeister Joachim
Ertl in seiner Begrüßungsrede wissen ließ. Das Vokalensemble stimmte
sich mit dem Abend auf sein Konzert in Rastatt ein, das am 24. März in
der Badner Halle erklingt.
BT, 23.10.2006